Das Jahr geht zu Ende. Wenn Sie eine Firma wären, dann würden Sie jetzt die Jahresabschlussarbeiten beginnen – Sie würde eine Bilanz erstellen. Dies ist vom Gesetzgeber so gefordert und das hat gute Gründe. Der Staat will wissen, wie viele Steuern er eintreiben kann.
Diese Idee kann gut auf die private Situation übertragen werden!
Für die Firma selbst hat ein Jahresabschluss viel Gutes:
1. Klarheit über das Jahresergebnis
2. Klarheit über die Kosten
3. Klarheit über die Erfolge
4. Klarheit über die Misserfolge
5. Ausbuchung von Verlusten
6. Startschuss für eine Jahresplanung
Für den Firmen-Jahresabschluss sehen Sie sich genau an, welche Forderungen Sie gegen andere haben und welche Verpflichtungen noch zu leisten sind. Sie analysieren die Forderungen und bewerten diese realistisch. Sie zählen alle im Lager befindlichen Waren und bewerten diese realistisch. Sie realisieren die Verluste und schließen das Jahr ab.
Die Idee, das alte Jahr hinter sich zu lassen und neu zu beginnen, hat „reinigende Wirkung“.
Diese Idee kann man auch auf seine private Welt übertragen:
1. Was habe ich gemacht? Was war gut, was war schlecht?
2. Wie sieht meine finanzielle Situation aus?
3. Wie sieht meine emotionale Situation aus?
4. Was will ich im neuen Jahr besser machen?
Ich selbst reserviere mir immer – sehr zum Leidwesen meiner Familie – den Silvesterabend für meinen persönlichen Jahresabschluss. So gehe ich vor:
- Ich nehme mir meinen Kalender und blättere diesen Tag für Tag, Woche für Woche noch einmal durch. Ich notiere in meinem Monatsplaner die Highlights und habe dann einen guten Überblick über die Ereignisse des Jahres.
- Ich schreibe meine Gedanken zu diesem Jahr auf. Zunächst allgemein, dann detaillierter. Ich berichte mir selbst, was geschehen ist und kommentiere für mich, warum ich was getan habe und warum nicht.
- Ich erstelle eine Hit-Liste: Alles, was gut gelaufen ist.
- Ich erstelle eine Shit-Liste: Alles, was schlecht gelaufen ist.
- Ich erstelle eine Fehler-Liste: Alles, was ich falsch gemacht habe. Mit Kommentaren, in welcher Situation die Fehler gemacht wurden.
- Ich mache mir einen Wunschzettel für das neue Jahr. Es ist mehr ein Wunschzettel, als eine Zieleliste. Ziele sind das, was ich selbst in der Hand habe, Wünsche sind das, wozu man auch viel Glück braucht.
- Ich vergleiche den Wunschzettel des Vorjahres mit dem, was dann tatsächlich geschehen ist.
Meine Abschlussarbeiten sind für mich sehr wichtig. Ich stelle fest, dass in dem abgeschlossenen Jahr wieder viel geschehen ist. Meist bin ich zufrieden, manchmal musste ich mir aber auch eingestehen, Fehler gemacht zu haben – die besten Voraussetzungen, diese nie wieder zu machen. Ich schließe das alte Jahr sauber ab und habe meinen Kopf frei für das neue Jahr. Zudem ist es wunderbar zu sehen, wie man sich Jahr für Jahr entwickelt. Kein Jahr ist wie das andere.
Das Leben ist zu kurz, um auch nur ein einziges Jahr zu vergessen. Mit einem persönlichen Jahresabschluss schreiben Sie quasi das Buch Ihres Lebens.
Hier eine Liste mit Fragen und Aktivitäten, die zu einem persönlichen Jahresabschluss gehören könnten:
- Was ist in jedem Monat des Jahres geschehen?
- Was sind die 5 Highlights des Jahres?
- Hit-Liste: Womit bin zufrieden? Gab es Glücksmomente?
- Shit-Liste: Was ist schlecht gelaufen?
- Was wünsche ich mir für das neue Jahr …
– in Bezug auf Gesundheit?
– in Bezug auf die Familie?
– in Bezug auf finanzielle Sicherheit?
– in Bezug auf meine Freunde?
– in Bezug auf meine persönliche Weiterentwicklung?
– in Bezug auf materielle Dinge? - Was muss ich tun, damit meine Wunschliste Realität wird?
- Wie ist meine finanzielle Situation?
– Wie stehen meine Konten?
– Welche Verträge habe ich aktuell (Versicherungen, Telefon, Miete, Sparverträge, Krankenversicherung, …)? - Wie ist mein Gesundheitsstatus? (Kondition, Kraft, Dehnung, Ernährung, Gewicht, Augen, Ohren, Zähne, …)
- Wer waren meine wichtigsten Freunde in diesem Jahr?
- Was waren die wichtigsten Erkenntnisse in diesem Jahr?
- Welche Musik habe ich in diesem Jahr gehört?
- Welche Bücher habe ich in diesem Jahr gelesen?
- Was waren die wichtigsten Anschaffungen in diesem Jahr?
- Was waren die weltpolitischen Ereignisse in diesem Jahr?
- Was waren die sportlichen Highlights in diesem Jahr?
- Was sind derzeit meine größten Sorgen?
- Was sind meine größten Hoffnungen?
Wenn Sie dann noch Zeit haben, wären da auch noch ein paar Aufräumarbeiten, die Sinn machen:
- Ordnung und Archivierung der Fotos
- Archivierung der Kommunikation (Emails und WhatsApp-Threads)
- Backup von allen wichtigen Daten auf einer externen Festplatte.
- Entrümpelung der Wohnung/des Hauses/des Grundstückes/des Schreibtisches …
Hier geht es weiter mit einer Ergänzung zu diesem Artikel!
Vielen Dank, Herr Büttner, für die schönen Gedanken und Tipps zum Jahreswechsel.
bin gespannt!!
wie genial! vielen Dank für diese Anleitung. Die ist so gut, dass ich mich frage, warum ich da nicht drauf gekommen bin. Habe ich sofort kopiert und werde das nachholen.
Herzliche Grüße
claudia Hönig
Sehr geehrter Herr Büttner,
vielen Dank für diesen Denkanstoß. Gerade als Workaholic ist es manchmal sehr gut, einen kleinen, präzisen Anstoß zu erhalten, auch mal innehalten und sich bewusst zu werden, was man geleistet hat – und es sich also auch mal vornehmen zu dürfen, in 2014 soundsoviele Austage zu nehmen ohne gleich den Weltuntergang zu befürchten.
Weiterhin gutes Gelingen und gute Denkanstöße
mit freundlichem Gruß
Wolf Heilmann
Lieber Herr Büttner,
Ihre Jahresabschluss-Reflexion gefällt mir – weil ich sie ähnlich und doch anders auch immer wieder gemacht habe und mache. Und weil ich Ihnen ja sowieso in manchem auf der Spur bin.
Danke für die Hausaufgabe, die Sie mit viel Akribie gemacht haben oder haben machen lassen.
Die Reflexionsfragen bergen ein paar sehr interessante Facetten, die ich bis dahin gar nicht oder ganz woanders ‘bearbeitet’ habe.
Sehr wertvoll: Punkt 1 Ihrer Rückschau – die Highlights auf Monatslevel.
Herzliche Grüße
Petra Schulte
Kognitiv strukturiert und konkretisiert. Viel Lebenserfahrung und authentische Kreativität sprechen aus den Ritzen-auch aus den anderen Beiträgen.
Es juckt mich in den Fingern-Beispiele ohne Ende und Gesichtspunkte-vielleicht sollte ich unter den klaren Vorgaben Ihrer “Ordnungsstrukturen” beginnen ein Buch zu schreiben ( wenn auch zunächst nur für mich).
Auf jeden Fall machen Sie Arbeit und Arbeitsstile transparenter. Respekt.
Freundliche Grüße-R. Sautter
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