Viele Kunde denkt, dass ein Unternehmen, was für ein Produkt 11,90€ bekommt auch einen Gewinn von 11,90€ hat. Das ist mitnichten so. Wie man korrekt rechnet … und warum Umsatz nicht Gewinn ist.Je nach Branche, Produkt und Vertriebskanal ist die Marge zwischen Verkaufspreis und Gewinn stark unterschiedlich.
Hier ein Beispiel aus der Notizbuchbranche – da kenne ich mich gut aus:
11,90€ ist der Verkaufspreis im Laden.
./. 19% MwSt ist als durchlaufender Posten abzuziehen.
= 10,00€ ist der Betrag, der dem Fachhändler bleiben.
50% ist die Marge, mit der der Fachhändler seine Kosten deckt.
– Miete, Strom, Heizung, etc. für den Laden.
– Lohnkosten
– Zinsen für die bereitgehaltene Ware
– Porto und Versand
– Managementkosten (irgendwer muss das Ganze ja treiben)
– Schwund/Diebstahl/Beschädigung
= 5,00 € ist der Einkaufspreis des Fachhändlers.
./. 15% Provision für den Handelsvertreter
Da der Fachhändler betreut werden muss, wird vielfach ein Handelsvertreter eingeschaltet, dieser bekommt in der Regel 15%. Das kann auch mehr sein, wenn der Handelsvertreter zudem noch die Regale pflegt oder zu einer größeren Organisation gehört, die dann Ihrerseits noch ein Lager betreut. Der Handelsvertreter hat seine Kosten zu decken:
– Abschreibung Auto.
– Unterhalt Auto: Benzin, Reparaturen, Versicherungen.
– Arbeitszeit
– Verpflegung
– Telefon, etc.
= 4,25€ Das ist der Abverkaufspreis des Herstellers.
Der Hersteller hat auch seine Kosten zu bestreiten, dafür sind je nach Größe des Unternehmens, Art des Produktes, etc. zwischen 50% und 80% anzusetzen. Sind noch Markenrechte zu verteidigen oder zu pflegen (MontBlanc,. BOSS, …) wird es noch teuer.
– Miete, Strom, Heizung, etc. für Büro und Produktion
– Lohnkosten für die Mitarbeiter
– Managementkosten (irgendeiner muss ja alles lenken)
– Telefon, Internet, …
– Zinsen für die Lagerhaltung – fast niemand produziert auf Bestellung
– Werbekosten (niemand kauft ein Produkt, wenn er nicht weiß, dass es das gibt
– Verpackungskosten (keiner kauft ein Produkt ohne Verpackung und sei es nur eine Banderole oder eine Blistertüte)
– Schwund, Zerstörung, Kulanz, Fehlproduktion
– GEWINN – Wenn dann noch etwas übrig bleibt.
= 2,00€ Material- und Produktionskosten = Herstellkosten
Herstellkosten enthalten keine ohne Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten, die werden später aufgeschlagen.
Wir bei X47 und X17 kalkulieren in der Tat nur Materialverbrauch (inklusive Verschnitt) und Fertigungslohnkosten (inklusive Rüstzeiten und Puffer für Verzögerungen, aber inklusive Lohnnebenkosten).
Bei Löhnen kalkulieren wir Bruttolöhne plus Arbeitgeberanteil (pauschal 30% auf den Bruttolohn).
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Also, bei einer kleinen Herstellerfirma sind die Produktionskosten nur 1/6 der Kosten, die der Kunde am Ende dafür bezahlt.
Für alle, die eine gute Geschäftsidee haben und meinen, ein gutes Produkt an den Markt bringen zu wollen, die sollten mit dem Faktor 6 arbeiten. Faustregel: Selbstkosten mal 6 = Verkaufspreis im Laden.
Wenn Sie planen, ein austauschbares Produkt herauszugeben, das mit einem besonderen Image und einer tollen Marke gekennzeichnet ist, dann sollten Sie diese Kosten großzügig planen – bei MontBlanc spricht man beispielsweise von einem Faktor 12 (Selbstkosten *12 = Verkaufspreis im Geschäft): Das bedeutet, das ein Schreibgerät von MontBlanc für 600 € einen Selbstkostenwert von 50 Euro hat.
Frustriert?
Noch ein Hinweis in eigener Sache: Bitte bewerten Sie den Beitrag – nur so kann ich erkennen, ob ich in dieser Richtung mehr schreiben soll. Finde viele Leser einen Beitrag interessant, dann schreibe ich mehr darüber.
Und Fragen sind natürlich auch erlaubt! Sogar gewünscht!
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Danke! Toller Service und super Tipps!
Vielen Dank!! Endlich ein Ansatz für einen Naturwissenschaftler der von BWL etc keine Ahnung hat 🙂
Gern geschehen.
Je nach Branche kann die Kalkulation auch anders sein – andere Branchen, andere Sitten!
Hallo,
danke, der Post war informativ. Nur werden Regale nich ge-“plfegt” 😉
Ein unbedeutender Typo.
Beste Grüße
Sören Todt
Danke! Ist korrigiert ….